Kfz-Mechatroniker ist für viele ein echter Traumberuf. Die Zahlen sprechen für sich: Allein im Jahr 2024 gab es über 60.000 Auszubildende und 25.221 neue Ausbildungsverträge wurden abgeschlossen – ein Plus an neuen Azubis von 7,2 % im Vergleich zum Vorjahr, wie das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) berichtet. Die Ausbildung ist ein solider Grundstein für eine erfolgreiche Karriere. Sogar Berühmtheiten wie Michael Schumacher und Niki Lauda haben ihre Laufbahn als Kfz-Mechatroniker begonnen.
Doch so erfüllend dieser Beruf auch ist, er ist oft auch körperlich sehr anstrengend. Deshalb ist es wichtig, über ein Thema zu sprechen, das viele vielleicht nicht sofort auf dem Schirm haben: Was passiert, wenn du deinen Beruf plötzlich nicht mehr ausüben kannst? Die Antwort darauf ist die Berufsunfähigkeitsversicherung.
Hier erfährst du, worauf du achten musst, welche Kosten auf dich zukommen, welche Alternativen es gibt und wir werfen einen Blick auf konkrete Zahlen und nützliche Hinweise zur Höhe der Absicherung.
Auch wenn in modernen Fahrzeugen immer mehr Elektronik steckt, bleibt der Beruf des Kfz-Mechatronikers körperlich fordernd. Zu den täglichen Belastungen gehören das Heben schwerer Teile, das Arbeiten in Zwangshaltungen, Unfallgefahren, Lärm, körperlicher Verschleiß an Rücken und Gelenken sowie psychischer Stress.
Belastbare, offizielle Zahlen zur Berufsunfähigkeit speziell in diesem Beruf sind schwer zu finden. Allerdings gibt es eine Statistik der Deutschen Gesetzlichen Unfallversicherung (DGUV), die zeigt, dass 6,8 % aller Arbeitsunfälle im Bereich „Handel mit Kfz-Fahrzeugen, Instandhaltung und Reparatur von Kraftfahrzeugen“ passieren. Das waren fast 20.000 Fälle im Jahr 2021. Ich möchte das jetzt nicht hochrechnen, aber zum Vergleich: Bei allen Berufsunfähigkeitsfällen sind nur etwa 10 % auf Unfälle zurückzuführen. Die restlichen 90 % sind durch Krankheiten bedingt. Das verdeutlicht, dass die Wahrscheinlichkeit, im Laufe des Berufslebens berufsunfähig zu werden, in diesem Beruf deutlich erhöht ist.
Wie wir gesehen haben, ist das Risiko einer Berufsunfähigkeit für Kfz-Mechatroniker höher als für reine Bürotätigkeiten. Das ist nur logisch. Die private Berufsunfähigkeitsversicherung berücksichtigt dieses Risiko bei der Beitragsberechnung. Innerhalb des Versichertenkollektivs zahlt nicht jeder Beruf den gleichen Beitrag. Die Höhe des Beitrags richtet sich nach der Gefährlichkeit des Berufs, also der Wahrscheinlichkeit, in diesem Beruf berufsunfähig zu werden.
Dennoch gibt es bei den Versicherungsgesellschaften erhebliche Unterschiede bei den Beiträgen. Es gilt definitiv nicht, dass eine teure Versicherung automatisch eine gute Versicherung ist. Wenn man einen Marktvergleich durchführt, zeigt sich, dass sich gute Versicherer oft im günstigeren Bereich des Marktes bewegen.
Wie sieht das konkret aus? Hier ein Beispiel: BU-Rente von 1.500 € bis zum 67. Lebensjahr für einen 28-Jährigen. Die Preisspanne liegt zwischen ca. 70 € und 420 € pro Monat für den Versicherungsschutz. Im Durchschnitt kann man sagen, dass gute Tarife, die wirklich empfehlenswert sind, zwischen 80 € und 90 € liegen. Teurer ist hier also nicht zwangsläufig besser. Zur Höhe der Berufsunfähigkeitsversicherung kommen wir gleich, aber vorher noch zur Frage der Fortbildung.
🎓 Als Mechatroniker-Meister übernimmst du oft mehr organisatorische Aufgaben und weniger körperliche Arbeit. → Das reduziert dein Risiko – und damit auch den Beitrag für die BU-Versicherung.
Allerdings bleibt die Wahrscheinlichkeit einer Berufsunfähigkeit auch mit einer Weiterbildung zum Meister oder Techniker weiterhin hoch. Daher ist diese Fortbildung für dich auf jeden Fall sinnvoll, um dich weiter zu qualifizieren und ein höheres Einkommen zu erzielen. Im Bereich der Berufsunfähigkeitsversicherung kann dies immerhin einige Euro an Beitrag sparen. Gegebenenfalls spielt auch eine Rolle, wie hoch dein Anteil an Bürotätigkeiten ist und ob du sozialversicherungspflichtige Mitarbeiter beschäftigst. Hier ist es ratsam, mit einem Experten deinen exakten Beitrag bei den verschiedenen Versicherern zu ermitteln. Aber schauen wir uns jetzt noch einmal die Höhe und die Leistungen aus der gesetzlichen Rentenversicherung an.
Ich habe oben 1.500 € als Versicherungsschutz genannt. Die Höhe der BU-Rente, die du benötigst, ist natürlich individuell. Wer verheiratet ist, zwei Kinder hat und eine Finanzierung bedienen muss, benötigt eine höhere Absicherung als ein Single, der im Falle einer Berufsunfähigkeit möglicherweise günstig bei Verwandten oder Eltern wohnen kann.
Aber es gibt ja nicht nur die Berufsunfähigkeitsrente, sondern auch die gesetzliche Erwerbsminderungsrente. Ein Video dazu habe ich bereits erstellt, in dem ich auch das Durchschnittseinkommen eines Kfz-Mechatronikers von ca. 2.900 € behandelt habe.
Nur kurz zur Erläuterung: Wenn du gesetzlich versichert bist, hast du einen Anspruch auf die Erwerbsminderungsrente.
Es gibt die volle Erwerbsminderungsrente, die halbe Erwerbsminderungsrente oder gar keine Erwerbsminderungsrente. Die volle Erwerbsminderungsrente erhältst du, wenn du weniger als 3 Stunden am Tag irgendeine Arbeit ausüben kannst. Hier spielt deine Ausbildung keine Rolle. Die halbe Erwerbsminderungsrente erhältst du, wenn du zwischen 3 und 6 Stunden am Tag irgendeine Arbeit ausüben kannst. Wenn du mehr als 6 Stunden täglich irgendeine Arbeit ausüben kannst, bekommst du keine Erwerbsminderungsrente.
Bei voller Erwerbsminderungsrente hast du bei einem Nettoeinkommen von 2.000 € und einem Bruttoeinkommen von 2.900 € etwa 980 € netto. Bei der halben Erwerbsminderungsrente sind es ca. 490 € netto. Die Details dazu findest du oben im Video.
Jetzt schauen wir uns an, wie es mit einer privaten Berufsunfähigkeitsrente von 1.500 € aussieht. Also nochmal: Du hast 2.000 € netto zur Verfügung. Dann ergibt sich Folgendes bei Leistung: Bei voller Erwerbsminderungsrente hättest du ca. 2.400 € zur Verfügung. Diese setzen sich zusammen aus ca. 1.390 € Berufsunfähigkeitsrente (also das, was von den 1.500 € netto übrig bleibt) und ca. 1.010 € aus der vollen Erwerbsminderungsrente. Du hättest also insgesamt 400 € mehr als vorher.
Wird die Berufsunfähigkeitsrente bei der Erwerbsminderungsrente angerechnet? Klare Antwort: Nein.
Wenn du die halbe Erwerbsminderungsrente erhältst, hättest du ungefähr so viel wie vorher netto, also ca. 1.450 € (ca. 910 € aus der privaten Berufsunfähigkeitsrente und ca. 540 € aus der halben Erwerbsminderungsrente). Falls du keine Erwerbsminderungsrente erhältst (und diese Wahrscheinlichkeit ist ja groß, wenn du noch mehr als 6 Stunden am Tag irgendeine Arbeit ausüben kannst), erhältst du von den 1.500 € Berufsunfähigkeitsrente nach Abzügen ca. 1.200 € netto.
Eine Absicherung von 1.500 € BU-Rente bei einem Nettoeinkommen von 2.000 € erscheint in diesem Fall also eine recht passende Berufsunfähigkeitsrente zu sein. Aber Achtung: Diese Werte können bei dir natürlich anders aussehen. Die Leistung der gesetzlichen Rentenversicherung (also die Erwerbsminderungsrente) habe ich nach dem aktuellen Stand der gesetzlichen Rentenversicherung berechnet. Diese offiziellen Daten können bei dir abweichen. Auch die Höhe, die für dich passend ist, muss individuell ermittelt werden.
Gibt es Alternativen zur Berufsunfähigkeitsversicherung? Hier eine klare Antwort: Leider nein. Aber es gibt andere Absicherungsmöglichkeiten. Die Berufsunfähigkeitsversicherung sichert dich in deinem Beruf ab, in diesem Fall als Kfz-Mechatroniker. Andere Versicherungsarten beziehen sich entweder auf die Erwerbsunfähigkeit oder auf den Verlust von Grundfähigkeiten.
Eine andere Absicherungsmöglichkeit für deine Arbeitskraft wäre eine Grundfähigkeitsversicherung. Diese sichert dich bei Verlust bestimmter Fähigkeiten ab, zum Beispiel Sehen, Heben, Gehen oder der Gebrauch der Hände. Aber Achtung: „Gebrauch der Hände“ bedeutet beide Hände. Die Tarife sind hier sehr unterschiedlich. Eine gute Absicherung sollte jedoch bereits greifen (im wahrsten Sinne des Wortes), wenn du nur eine Hand nicht mehr gebrauchen kannst. Hier ist es wichtig, die Tarife genau mit einem Experten zu prüfen.
Grundsätzlich ist diese Absicherung günstiger, sagen wir mal grob die Hälfte einer Berufsunfähigkeitsversicherung. Der Versicherer verschenkt hier aber nichts, sondern es gibt entsprechende Einschränkungen. Zum Beispiel sind psychische Erkrankungen in der Regel nicht mitversichert oder wenn doch, wird es wieder so teuer, dass man im Grunde auch gleich eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen kann.
Eine gute Grundfähigkeitsversicherung für einen Kfz-Mechatroniker ist sicherlich für 45 bis 55 € monatlich zu bekommen. Aber wie gesagt, ein Vergleich ist hier noch schwieriger als bei der Berufsunfähigkeitsversicherung. Hier solltest du wirklich einen Fachmann hinzuziehen, der die Details kennt.
Schreib doch einfach unten in die Kommentare, welche Erfahrungen du mit anderen Absicherungsformen statt einer Berufsunfähigkeitsversicherung gemacht hast oder zu welchem Thema du dir ein Video wünschst.
✅ Kfz-Mechatroniker haben ein erhöhtes BU-Risiko. Dennoch solltest du dich mit den Absicherungsmöglichkeiten auseinandersetzen, entweder durch eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder gegebenenfalls durch eine andere Absicherung deiner Arbeitskraft, wie eine Grundfähigkeitsversicherung. Achte auf jeden Fall auf einen ausreichenden Versicherungsschutz. Lass dir individuell ausrechnen, wie es genau bei deinem Einkommen mit den Leistungen mit und ohne Erwerbsminderungsrente aussieht. Beschreibe deinen Beruf genau. Vielleicht passt dein aktuelles Berufsbild nicht mehr zum klassischen Kfz-Mechatroniker. In der komplexen Berufswelt von heute kann das ein Punkt sein, um gegebenenfalls eine günstigere Einstufung deines Berufs zu erreichen.
Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Freude und Erfolg in deinem Beruf als Kfz-Mechatroniker.
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